Der Weilburger Dojo-Leiter Hermann Schmidt trägt den 7. Dan

Teil eines sehr exklusiven Kreises
Karate: Der Weilburger Dojo-Leiter Hermann Schmidt trägt als nur einer von 150 Karateka in Deutschland den 7. Dan

Bundestrainer Efthimios Karamitsos (l.) überreicht Hermann Schmidt das Diplom zum 7. Dan.Foto: Uwe Dombach
WEILBURG (ud). Als Hermann Schmidt vor fast 50 Jahren durch einen Zwischenfall in der Schule zum Karate kam, ahnte niemand, dass dieser Moment der Beginn einer beispiellosen Laufbahn sein würde. Damals war Gründer Hermann Glücker Abteilungsleiter, Clemens Klein trainierte rund 70 Karateka. Das Training war hart, diszipliniert und streng an den traditionellen asiatischen Vorbildern orientiert. Nach einem Jahr hatten nur 30 durchgehalten. Einer von ihnen: Hermann Schmidt.

Schon damals zeigte sich sein Ehrgeiz. Mit Disziplin und Trainingsfleiß absolvierte er in rasanter Folge die Prüfungen vom 9. bis zum 1. Kyu und erreichte 1984 den dritten braunen Gürtel. Nach der obligatorischen Wartezeit von einem Jahr legte er 1985 beim damaligen Bundestrainer Hideo Ochi in Karlsruhe erfolgreich die Prüfung zum 1. Dan ab – dem begehrten schwarzen Gürtel.

Doch Schmidt wollte mehr: Er vertiefte nicht nur sein eigenes Können, sondern entwickelte sich auch zum Lehrer und Mentor. Bereits 1982 hatte er erste Trainingsgruppen übernommen, 1987 erlangte er die Trainerlizenz. Heute ist er A-Prüfer und darf Prüfungen bis zum 5. Dan abnehmen. Über 2500 Prüfungen hat er im Laufe der Jahre abgenommen. Zudem besitzt er die Trainer-B-Lizenz. In der Sporthalle am Windhof trainiert der Ahäuser bis zu 170 Karateka – dreimal wöchentlich, unterstützt von bis zu zwölf lizenzierten Trainern. Parallel führt er zwei Handwerksbetriebe in Frankfurt – eine beeindruckende Doppelrolle zwischen Handwerk und Kampfsport.

Für Schmidt ist Karate mehr als Technik: „Karate bietet alles: Disziplin, Durchhaltevermögen, Respekt gegenüber sich selbst und anderen.“ In seinem Unterricht legt er besonderen Wert auf Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination, Gleichgewicht und sicheres Fallen. Diese Fähigkeiten tragen dazu bei, auch im Alter körperlich fit und beweglich zu bleiben. Viele seiner Trainingspartner begleiten ihn seit Jahrzehnten auf der Matte.

Sein Lebensweg im Karate ist ebenso beeindruckend wie sein Engagement. 1992 übernahm Schmidt die Leitung des Weilburger Dojos, absolvierte zahlreiche Lehrgänge bei international renommierten Großmeistern wie Masatoshi Nakayama, Taiji Kase, Masahiko Tanaka, Keinosuke Enoeda, Kenneth Funakoshi, Anki Takahashi, Efthimios Karamitsos, Horst Handel und Thomas Nitschmann. 1993 bestand er erneut bei Hideo Ochi die Prüfung zum 2. Dan, 1997 folgte der 3. Dan unter Karamitsos. 2004 legte er bei Karamitsos und Weichert den 4. Dan ab, 2010 schließlich den 5. Dan – geprüft von Karamitsos, Weichert und Schahrzad Mansori. Im selben Jahr wurde er A-Lizenz-Prüfer und Mitglied des Prüfungsausschusses.

Auch organisatorisch prägte Schmidt die Karate-Landschaft in Hessen. Er richtete 1996 die Hessenmeisterschaften in Weilburg aus, trat 1998 dem Vorstand des TV Weilburg bei und 2014 übernahm er den Vorsitz, absolvierte 2000 die Ausbildung zum Karatelehrer und holte in den Jahren 2001, 2003, 2006 und 2008 wichtige Prüferlehrgänge des Hessischen Fachverbands Karate (HfK) nach Weilburg. 2007 wurde er zertifizierter Sound-Karate-Trainer. Seit 2015 ist er offizieller Sportcoach der Stadt Weilburg, seit 2023 zudem Beauftragter für Integration im HfK. Seine Prüfung zum 6. Dan legte er 2018 vor Bernd Milner, Antonio Dionisio und Samad Azadi ab.

Doch nicht nur er selbst erreichte Erfolge; zahlreiche Schützlinge wurden Hessenmeister, standen auf dem Siegerpodest bei Deutschen Meisterschaften – manche schafften sogar den Sprung in die Nationalmannschaft.

In der Corona-Zeit trainierte Schmidt konsequent zu Hause. Es war die Zeit der inneren Einkehr. Und der Entschluss reifte, auch noch den 7. Dan anzugehen. Im April dieses Jahres war es so weit. Bei einer hochkarätig besetzten Prüfung im Shotokan-Stil trat Schmidt gemeinsam mit zwei weiteren Prüflingen vor das Komitee, bestehend aus Bernhard Milner (9. Dan), Roland Lowinger (9. Dan), Gunar Weichert (8. Dan), Helmut Körber (8. Dan) und Dr. Dietmar Wagner (7. Dan). Die Leistungen überzeugten: Hermann Schmidt wurde der 7. Dan verliehen. Damit ist der Ahäuser Karateka Teil eines exklusiven Kreises: Nur etwa 150 Karateka im Deutschen Karate Verband (DKV) haben diesen Grad bislang erreicht.

„Nur mit der Unterstützung meiner Familie, den Söhnen Marius, Hannes und ganz besonders meiner Frau Ute, sowie allen treuen Wegbegleitern war das möglich. Dankeschön“, sagte Hermann Schmidt nach der Verleihung sichtlich bewegt.